Die Dopingbeichte des Bernhard Kohl

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Radprofi Bernhard Kohl gibt Rücktritt bekannt und packt aus
(26.05.2009)

Der Gesamtdritte und Gewinner der Bergpreiswertung bei der Tour de France 2008 Bernhard Kohl gab gestern in Wien seinen sofortigen Rücktritt vom Radsport bekannt. Im Oktober 2008 wurde Kohl der Gebrauch des Epo-Derivats Cera nachgewiesen, daraufhin legte er ein Geständnis ab und wurde wegen Doping gesperrt. Bei der TV-Sendung Beckmann packte der frühere Radrennfahrer gestern abend als Insider der ersten Reihe im Gegensatz zu Armstrong, Ullrich, Klöden und Co. über die Praktiken im Radsport aus. Immerhin zeigte Bernhard Kohl hier Größe und nicht die Scheinheiligkeit wie viele seiner leugnenden oder überaus schweigsamen Kollegen.


Bernhard Kohl packte nach seinem Rücktritt bei der TV-Sendung Beckmann aus.

Ich kann mit den Lügen nicht mehr leben

"Ich kann mit den Lügen des ganze Radsportsystems nicht mehr leben. Die sauberen Sportler sind nur fiktiv da. Leider Gottes sind sie nicht reel." Der Sp(r)itzenfahrer Kohl erläuterte das an einem Beispiel: "Die Tour de France hat 1.200 Kilometer. Wir fahren 33.000 Höhenmeter, das ist fünfmal der Mount Everest, und mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 40km/h. Jeder Normalbürger der Rad fährt und er fährt 30km/h eine Stunde auf der Fläche weiß, was das für eine Kraft bedeutet. Und wir sollen das drei Wochen mit 40 km/h fahren? Schwer machbar!" und konkreter: "Es erscheint mir unmöglich so eine absolute Topleistung sauber zu erbringen." so der ziemlich abgeklärt wirkende ehemalige Radprofi. Dass das Dopingkontrollsystem löchriger als ein Schweizer Käse ist, zeigt die folgende Aussage des Geständigen: "Ich habe in meiner Karriere 200 Dopingkontrollen gehabt, davon wurde ich nur einmal überführt. Das heißt eine negative Kontrolle bedeutet noch keinen negativen Sportler."


Top-Adresse in Wien für Sportler, die sich im Stundentakt für die Chancengleichheit die Türklinke in die Hand gaben.

Chancengleichheit durch Doping

Bernhard Kohl betrieb bei der Tour de France 2008 Eigenblutdoping und nahm das vielleicht schon vor 2007 aufgekommene Epo-Cera. "Ich fühlte mich sicher nicht erwischt zu werden und Chancengleichheit vorzufinden, keinen Vorteil." Das erinnert an Ullrichs Aussage, er habe keinen betrogen. Von Cera habe Kohl erstmals Ende 2007 gehört. Die Rennen seien immer schneller geworden. An das neue Epo-Präparat sei er über einen Sportkollegen gekommen. Man musste schauen, dass man das hat, um wieder Chancengleichheit herzustellen. Es hat Wege über die Schweiz gegeben. Namen wollte er aber wegen laufender Ermittlungen nicht nennen. Er könne das jetzt nicht näher erläutern.


Blutbefleckt? Das rotgepunktete Trikot des Bergkönigs bei der Tour, eine Auszeichnung für den besten Blutdoper?
Treffpunkt bei McDonalds

Die bisher bekannt gewordenen Radsport-Dopingzentren sind in Madrid (Dr. Fuentes), Freiburg (Sportmedizin der Uniklinik) und Wien (Blutbank Human Plasma). Hier war Kohl Gast und zahlender Kunde. Das Blut wurde bei Radfahrern als Sommersportler im Winter abgenommen, Wintersportlern im Sommer. Der Treffpunkt war sonntags vormittags beim McDonalds gegenüber von Human Plasma, wenn der normale Betrieb nicht lief. In der Blutbank wurde dann anschließend das Blut abgenommen, weiterverabeitet und eingefroren. Man ging nach einer Stunde wieder raus und die nächsten Sportler gingen rein. Dort waren nicht nur Radfahrer, sondern laut Bernhard Kohl sämtliche Ausdauersportler und nicht nur Österreicher. "Das Gerücht ging herum, dass auch deutsche Sportler da waren, ich kann das aber nicht belegen." Das abgenommene Blut wurde eingefroren und war so 1-3 Jahre haltbar. Human Plasma soll laut dem Dopingexperten Hajo Seppelt schon seit 2001/2002 praktizieren, auch Leichtathleten, Triathleten und Schwimmer seien betroffen. Nach dem Doping Skandal um die österreichischen Skilangläufer bei den Olympischen Winterspielen Spielen 2006 in Turin (Blutbeutelaffäre), sei alles Doping Material aber als Beweismittel in Wien vernichtet worden.


Blutdoping zwischen Massage und Essen

Nachdem es bei Human Plasma nicht mehr möglich war, habe sich Kohl mit zwei anderen Sportlern selbst eine Blutzentrifuge gekauft und sich die roten Blutkörperchen während der Tour beispielsweise einen Tag vor einer schweren Bergetappe zugeführt. Man machte das in einem kleineren Kreis, um sich sicherer zu fühlen. Er hatte 2008 insgesamt zwei Liter in vier Beuteln zu Verfügung, wovon er eineinhalb Liter benutzt habe. Stefan Matschiner, sein früherer Manager, war sein Hintermann. Gegen ihn laufen juristische Ermittlungen. Aus der Untersuchungshaft wurde dieser erst vor kurzem entlassen. Matschiner habe Blut im Flieger aus Österreich zur Tour ins Hotel nach Frankreich gebracht. In einer ruhigen Minute zwischen Interview, Massage oder Essen wurde das Blut reinfundiert, das dauerte ca. 20 Minuten. Den Vorteil spürt man ganz klar. "Man ist eine Spur weniger müde, die Beine drehen sich lockerer." Kohl fuhr seit 2006 für das Team Gerolsteiner, dass sich selbst immer als Sauberteam darstellte. Zur Rolle der Teamärzte meine Kohl: "Ich kann definitiv sagen, dass es nicht teamorganisiert war wie scheinbar bei Telekom, T-Mobile. Ich habe mit Stefan Matschiner meinen Hintermann gehabt." Zur möglichen Mitwisserschaft von Team-Ärzten äußerte sich Kohl: "Wenn ein Arzt 1 und 1 zusammenzählen kann, weiß er, dass diese Leistung bei der Tour de France wahrscheinlich nicht ehrlich zustande kommt." Ob ein Arzt definitiv beteiligt oder als Zeuge dabei war, dazu mochte Kohl nichts sagen. "Kein Kommentar!" Er müsse aufpassen wegen möglicher zivilrechtlicher Klagen. Heute kündigte der ehemalige Gerolsteiner-Chef Hans-Michael Holczer bereits rechtliche Schritte an und verlangte von Kohl eine Erklärung wie die Andeutungen gegenüber seinem früheren Gerolsteiner-Teamarzt Mark Schmidt aus Erfurt zu bewerten seien. Schmidt wechselte mit Gerolsteiner Fahrern und dem Sportchef Christian Henn zum Team Milram. Milram zog Schmidt mittlerweile von der morgen beginnenden Bayern Rundfahrt ab.


"Getränk bitte!" signalisiert Bernhard Kohl bei der Tour. Doch schon Radler Dietrich Thurau wusste: "Die Tour gewinnt man nicht mit Zuckerwasser!"

Doping gehört dazu wie Essen, Trinken und Schlafen

Der Österreicher gab in der Sendung tiefe Einblicke in den Doping-Alltag der Radrennfahrer. "Es gehört dazu wie Essen, Trinken und Schlafen." Das Doping läuft immer professioneller, man spritzt sich beispielsweise 500 Einheiten EPO abends und "um 8.00 Uhr morgens ist man wieder negativ." Die weit verbreiteten Wachstumshormone habe er sich selbst beispielsweise um 8.00 in der Frühe gespritzt, um 9.00 kam der Doping Kontrolleur und die haben nichts gefunden. Cortison bekam man von den Ärzten nur mit Ausnahmegenehmigung, aber man gab einfach vor Knieschmerzen zu haben. Weiter nahm Kohl Insulin und gering dosiert Testosteron, das die Kraft etwas steigert, denn jedes kleine Prozentanteilchen ist entscheidend. Eine höhere Dosierung wäre entdeckt worden.


Doppelleben des Lügens

Seine persönliche Bilanz: "Ich fühle mich als Betrüger für Fans und für die Öffentlichkeit und möchte mich dafür entschuldigen, bei meinen Fans, besonders bei der Jugend, da habe ich versagt, aber bei meinen Mitstreitern nur relativ." Doping sei "Betrug an der Öffentlichkeit, aber nicht an meinen Mitstreitern." Kohl vollzog einen öffentlichen Meinungswandel. Behauptete er noch im Juni 2008 ohne Doping Höchstleistungen zu erbringen, so erklärte er jetzt: "Man muss als Sportler ein Doppelleben führen - es ist ein Leben des Lügens." und deswegen jetzt der Rücktritt. "Bei einem Comeback nach der Sperre hätte er wieder erklären und lügen müssen wie sauber er sei, nur, ...es sei nicht möglich. Ohne Doping gibt es keine Chancengleichheit im internationalen Spitzenfeld." Er will das nicht mehr weiterführen. Deshalb ist endgültig Schluss!" So der Held, der dann zum Buhmann der Österreicher abstieg. "Die Entscheidung ist mir schwergefallen. Radsport war bisher mein kompletter Lebensinhalt." Seine Zukunft sieht Kohl so: "Mich kennt jeder Österreicher, es ist schon schwer mich in der Öffentlichkeit zu bewegen. Doping hat bei mir mit 19 Jahren begonnen, heute möchte ich einen kleinen Teil zur Doping Prävention beitragen und vor allem Jugendliche aufzuklären bevor sie mit Doping in Kontakt kommen." so der 27-Jährige.

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